Nanni Gerißen berichtet in einem Interview über ihre Krankheit und die Versorgung durch das Sanitätshaus Lettermann. Eine sehr lebenslustige und sympathische Frau, die auf das "Du" großen Wert legt!
Warum trägst Du eine C-Brace, welche Erkrankung hast Du?
Ich hatte eine Kinderlähmung mit zweieinhalb Jahren. Dadurch konnte ich mein Bein einschließlich der Hüfte nur ganz minimal bewegen. Jetzt nennt man die Krankheit ein Post-Polio-Syndrom.
War Dein Leben von Anfang an immer mit einem Rollstuhl verbunden?
Ich habe immer geschaut, dass ich irgendwie gut und bequem durchs Leben kam. Ich hatte bis zum 15. Lebensjahr eine Schiene und habe irgendwann mal gemerkt, wenn ich das Knie überstreckte, dass dann eine Stabilität entstanden ist. So bin ich dann gelaufen oder besser geeiert. Bis dann die Post-Polio kam.
Wie hat sich die Krankheit bemerkbar gemacht?
Plötzlich geht gar nichts mehr. Ich dachte erst, ich müsste mich wieder etwas einlaufen oder eine gewisse Zeit Krücken benutzen. Aber es ging nichts mehr. Ich konnte nicht mehr laufen. Das war so, als wenn dir jemand in die Kniekehlen haut.
Was hast Du dann gemacht?
Ich bin ein sehr freiheitsliebender und aktiver Mensch. Daher brauchte ich zur Mobilität erst mal einen elektrischen Rollstuhl. Ich wollte ja wieder raus, mit dem Hund gehen oder einkaufen. Ich dachte dann, irgendwie brauchst Du jetzt auch eine Schiene oder so etwas. Denn der Haushalt oder auch Staubsaugen ist mit Krücken schon schwierig. Ich bin dann auch ewig hingefallen. Klatsch lag ich in der Dusche, wollte da aber nicht rein, sondern auf das Klo. Also das war schon schwierig. Nach Beratung mit meinem Hausarzt hat er mich dann an Lettermann verwiesen.
Und die bei Lettermann haben dann gesagt „da nehmen wir jetzt mal eine C-Brace“?
Ja, so ähnlich. Man bekommt im Laufe der Jahre große Probleme mit dem Rücken. Jeder Schritt knallt richtig ins Kreuz und es geht dann nur noch mit Schmerztabletten. Manchmal auch mit Spritzen die dann die Leber angreifen. Das alles wollte ich nicht mehr.
Die Versorgung mit der C-Brace war dann kein Problem?
Hat halt nur 50 Jahre gedauert (Lacht). Nein, war kein Problem. Die C-Brace ist ja noch nicht so lange auf dem Markt. Die Orthese wurde 2014 von OttoBock erstmalig vorgestellt. Im Oktober 2016 erfolgte die erste Erprobung an mir hier im Sanitätshaus Lettermann.
Gab es Probleme bei der Anpassung bzw. Erprobung?
Nein gar keine Probleme. Die Orthese hat direkt wie eine zweite Haut einwandfrei gepasst.
Wie lange trägst Du die Orthese am Tag?
Vormittags trage ich sie, um meinen Haushalt zu machen. Am Nachmittag ruhe ich mich dann ein wenig aus, um später dann mit dem Hund zu gehen.
Du hast das Gehen also wieder neu gelernt?
Klar ganz neu gelernt, ich konnte das überhaupt nicht mehr. Die Natalie hat mir dann ganz toll geholfen und hatte große Geduld mit mir. Man muss dabei ein ganz großes Vertrauen zur C-Brace aufbauen, die trägt einen ja und das Bein kracht nicht mehr weg.
Du kommst also im Alltag gut mit der C-Brace zurecht?
Ja, die C-Brace ist für mich nicht mehr wegzudenken. Sie ist ganz wichtig für mein alltägliches Leben, den Haushalt oder kurze Spaziergänge mit meinem Hund. So lange habe ich sie ja noch nicht.
Wie lange dauert denn das Anziehen der Orthese?
Ich bin ja nicht gerade der geduldigste Mensch und man muss schon ganz genau die Reihenfolge beachten. Man springt nicht gerade Ruck-Zuck in die Klamotten. Das hängt auch davon ab was man anzieht, ob Kleid oder Hose.
Wie waren denn die Reaktionen in Deinem Freundeskreis?
Man sah mich ja im Rollstuhl und ich teilte meinen Freunden und Bekannten frühzeitig mit, dass sich demnächst etwas ändern wird. So eine C-Brace, also eine Art Computer mit dem ich dann laufen würde. Die Leute waren also vorgewarnt und freuen sich jetzt mit mir. Menschen, die mich nicht kennen, sprechen mich auch darauf an. Ich sage dann immer, das sei meine Pistole (lacht).
Du bist also zufrieden?
Ja, die C-Brace ist ein ganz großer Gewinn. Auch die Versorgung von Ludwig Strötges und die Behandlungen von Natalie Vardar waren spitze. Man fühlt sich hier als Mensch. Ich kann sogar Treppen gehen dank Natalie. Die nächsten Wochen schauen wir mal, wie sie sich so bewährt.
